Die Mammuthöhle bei Buchenhüll

Karl Heinz Rieder

   
 

Die Entdeckung der Mammuthöhle

Die Entdeckung der Mammuthöhle mit ihren reichen eiszeitlichen Knochenfunden geht wohl auf die Beobachtung des Försters Franz Häußler zurück, der auf der Suche nach einem Dachs unter einem hervorspringenden Felsen im Spitalwald bei Buchenhüll Bruchstücke eines "Elfenbeinzahnes" fand. Seine Meldung im Jahr 1903 an den vorgesetzten Beamten, Forstmeister Wilhelm Gareis aus Eichstätt, hat diesen offensichtlich dazu bewegen, seinen Sohn Karl Gareis zu einer Ausgrabung zu begeistern. Mit großem technischen Aufwand und Arbeitseinsatz wurden die Arbeiten in der Höhle im Sommer 1910 begonnen. Die Ergebnisse der Ausgrabungen haben damals im Eichstätter Raum und darüber hinaus für großes Aufsehen gesorgt. Im Frühjahr 1911 wurde in der Bayerischen Presse über die interessanten und wissenschaftlich höchst bedeutsamen Höhlenfunde von den eiszeitlichen Tierknochen aus der Nähe von Buchenhüll berichtet. Das reiche Fundmaterial weckte damals auch das Interesse der wissenschaftlichen Welt, so daß der Kustos der Münchener Paläontologischen Staatssammlung, Prof. Dr. Max Schlosser, die weiteren Ausgrabungen wissenschaftlich begleitete. Seine Untersuchung der zahlreichen Tierknochen ergab, daß Skeletteile von insgesamt 34 Tieren der älteren Würmeiszeit ans Tageslicht gebracht .worden waren. Im einzelnen handelte es sich dabei um Reste von zwei Mammuten, vier Wollnashörnern, drei Steppenwisenten, zwei Höhlenhyänen und zehn Rentieren sowie Knochen von Wolf, Riesenhirsch, Rothirsch und Wildpferd. Nach der Ausgrabung wurden die Tierknochen zunächst in der alten Kapelle der Willibaldsburg zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. Später sollten sie als "unveräußerliches Ganzes der Paläontologischen Abteilung des künftigen Museums in der ehemaligen Notre Dame-Kirche, das den Namen Prinzregent-Luitpold-Museum erhält" einverleibt werden. Nach dem Ende der Ausgrabungen, die sich bis Ende März 1912 hinzogen, wurde ein Teil der Tierreste durch den früheren Präparator der Münchener Paläontologischen Staatssammlung, Karl Reitter, montiert. Ab November 1912 waren das Mammut, ein Rentier, ein "Edelhirsch", eine Höhlenhyäne sowie ein Teil der sonstigen Eiszeitfauna im "Luitpold-Museum" zu bewundern. 1921 mußten die gesamten Buchenhüller Funde auf die Willibaldsburg umziehen. In einer neu geschaffenen Paläontologischen Abteilung im Erdgeschoß des Südflügels wurden die Bestände am 12. Juli 1921 im Saal l der Öffentlichkeit präsentiert. Dort verblieben sie weitgehend unverändert bis zur Auflösung der Abteilung im Jahre 1975.

Mit der Neukonzeption und dem Umbau des Museums des Historischen Vereins auf der Willibaldsburg waren auch neue Anforderungen an die Präsentation der Buchenhüller Funde zu stellen. Eine Revision des vorhandenen Bestandes zeigte, daß neben den vier montierten Skeletten und einigen präparierten Einzelstücken, das übrige Fundmaterial bereits wieder im Dunkel der Geschichte verschwunden war. In den Jahren 1977/78 wurden die Skeletteile von Mammut, Rentier und Höhlenhyäne vom Verfasser dieser Zeilen neu konserviert und montiert. Sie sind heute im Eiszeitraum des 1980 eröffneten Ur- und Frühgeschichtlichen Museums auf der Willibaldsburg zu besichtigen. 1981 konnten die beiden Höhlenöffnungen der Mammuthöhle saniert werden. Der Innenraum ist heute durch Gitter geschützt, um die noch vorhandenen Originalablagerungen vor der unsachkundigen Zerstörung zu bewahren.

Die Mammuthöhle als Naturdenkmal

Über die Entstehung der Mammuthöhle und die Einlagerung der Tierknochen wurde bereits während der Ausgrabung eifrig diskutiert. Die Vorstellungen hierzu finden eine breite Würdigung in der wissenschaftlichen Bearbeitung der Fundstelle durch Max Schlosser. Aus heutiger Sicht muß man davon ausgehen, daß die Mammuthöhle als ehemalige Riffhöhle in einem jurazeitlichen Schwammriff anzusehen ist. Ihre Form dürfte bereits bei der Entstehung des Schwammriffes angelegt worden sein. Der heutige Hohlraum geht demnach auf eine Verwitterung der lockeren Bestandteile dieser Riffhöhle während des Eiszeitalters zurück. In der Höhle fanden sich versinterte Flußgerölle, die als Reste einer früheren Verfüllung des Hohlraumes anzusehen sind. Dieses Ereignis könnte bereits vor mehreren 100.000 Jahren stattgefunden haben. Eine neuere Ausräumung wird wohl zu Beginn der letzten Eiszeit erfolgt sein, in deren Anschluß eine Wiederverfüllung stattgefunden hat. Hierbei sind dann die beschriebenen Tierarten in die Erdschichten eingelagert worden. Als Zeitraum wird man wohl die erste Hälfte der letzten Eiszeit annehmen müssen (vor 70. - 40.000 Jahren).

 


Quelle: Karl Heinz Rieder