Die drei Reiter

(Gedicht)

Drei Reiter, auf müden Pferden, ziehn durch die Waldesschlucht,
ein jeder, obwohl selbst verwundet, den andern zu stützen sucht.

    Es traf sie im heißen Gefechte die Kugel nur allzu gut,
    aus tiefen brennenden Wunden tropft unaufhaltsam ihr Blut.

Die Pferde, die guten, die treuen, die haben bedächtig und sacht,
die todmüden Kämpfer getragen aus lebensvernichtender Schlacht.

    Sie traben durchs Waldesdunkel, dahin ohne Richtung und Ziel,
    man hört in der Ferne noch brüllen Kartaunen und Mörser viel.

"O Freunde", stöhnt da der eine, "mir ist ums Herze so schwer,
ich seh mein Weib, meine Kinder, auf dieser Erde nicht mehr."

    "Kameraden", klagt der zweite, "ich kenn ein Mägdlein so lieb,
    sie hat mir dies Ringlein gegeben, o wenn doch das Leben mir blieb!"

"Zu Hause, im fernen Dörflein, ein Mütterlein betet für mich,
ich kann für sie nicht mehr sorgen", spricht weinend der dritte für sich.

    An einer lichteren Stelle bleiben die Pferde jetzt stehn,
    sie sind so müde und hungrig, sie können nicht weitergehn.

Die Drei sinken langsam vom Sattel und strecken am Boden sich aus,
sie fühlen: "Der Wald wird heute für uns zum Sterbehaus."

    Gemeinsam sprechen sie flüsternd ein inniges, letztes Gebet,
    die Rosse wiehern ganz leise, - der Wind über Leichen weht.

So wurden sie später gefunden, man schaufelte ihnen ein Grab,
und senkte zur letzten Ruhe die tapferen Helden hinab.

    Noch heute kannst Du im Walde dies einsame Grab wohl sehn,
    im Volke vom Grab der drei Reiter gar manche Sagen umgehn.




Quelle: Heimgarten 1934