Das Bettelmännchen

   
 

Eine andere Waldabteilung im Buchenhüller Forst führt die Bezeichnung "Bettelmann",
im Volksmund "Bettlmandla" genannt.

Ein Grab mit einem eisernen Kreuz bezeichnet jene Stelle, wo jenes Bettimandia dereinst seinen Tod fand, und dieser Waldabteilung seinen Namen gab.

Es war in früheren Jahrhunderten gang und gäbe, daß Bettler und Vagabunden in ganzen Scharen durch das Land zogen. Aus alten Sterbematrikeln kann man herauslesen, daß im 17./18. Jahrhundert zeitweise 5 % aller Sterbefälle auf Bettler entfielen. Meist bestattete man sie gleich an Ort und Stelle. Fand man aber einen Rosenkranz bei dem Toten, so wurde er in der geweihten Erde des Gottesackers im Dorf beerdigt.

Daß man einem Bettler aber auch noch so ein schönes Kreuz setzte, wie es bei diesem Grab im Buchenhüller Wald zu finden ist, darf man doch bezweifeln. Vielleicht aber hat auch ein gläubiger Mensch dieses Kreuz, das man am Friedhof von einem aufgelassenen Grab entfernte, hierher gebracht und bei diesem Grab aufgestellt. Vielleicht war es aber auch nur die Phantasie des Volkes, welches die Geschichte von dem hier verstorbenen Bettler erfand, die etwa folgendermaßen lautet:

Ein alter, blinder Bettler war in den armen Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg auf seinem Weg durch den Buchenhüller Wald vom rechten Weg abgekommen und tagelang im dichten Gehölz umhergeirrt, bis er vor Hunger und Durst völlig entkräftet, erschöpft zu Boden sank, sich nicht mehr aufraffen konnte und schließlich elendiglich verhungerte. Später fanden einige Bauern die Leiche und sie sollen auch das Grab geschaffen haben, das heute noch zu sehen ist und auch immer wieder gepflegt und renoviert wird. An dem ehernen Kreuz, das über dem Steinhaufen (ähnlich dem "Drei Reiter Grab" in der Nähe) errichtet ist, befindet sich ein Kästchen, in dessen Deckel folgender Spruch steht:

Ein Bettelmann
Ein blinder Mann
Einst nicht mehr
Weiterwandern kann.

Er war so hungrig,
War so krank
Im Wald er sterbend
Nieder sank.
PD 1966

Wenn auch das Grab herrlich gepflegt ist, so meiden doch viele diese Stelle, denn gar mancher der hier vorbeikam, wenn in Buchenhüll die Kirchenglocken zum Gebet läuteten, verirrte sich in diesem Wald - wie einst der blinde Bettler - und es dauerte viele Stunden, bis der richtige Weg gefunden war.

 



Quelle: Rudolf Hager, Eichstätt, Privatsammlung